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Medikamente - Fluch oder Segen?

MR_20130128_0001_MedisBei einer Vielzahl von PatientInnen in meiner Praxis muss eine medikamentöse Behandlung gar nicht erst begonnen werden oder es gehört gerade zum Behandlungsziel, eine allfällig vorbestehende Medikation auszuschleichen. In anderen Fällen wiederum stellt die medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka ein wichtiges Therapieelement im Gesamtbehandlungsplan der psychischen Störung dar. Manchmal ermöglicht überhaupt erst eine medikamentöse Basisbehandlung die Anwendung anderer Behandlungsverfahren, z.B. einer Psychotherapie. In solchen Fällen schadet ein unterlassener oder falscher Einsatz (auch Unterdosierung!) der Psychopharmaka den PatientInnen und kann sogar zur Chronifizierung des Leidens führen. Im Gegensatz zu gängigen Vorurteilen machen die meisten Psychopharmaka weder “süchtig” noch führen sie zu einer Persönlichkeitsveränderung. Vielmehr unterstützen sie die gesunden Persönlichkeitsanteile indem sie die krankheitsbedingten Symptome im Erleben und Verhalten lindern.

Nebenwirkungen

Wie alle wirksamen Medikamente haben auch die Psychopharmaka einige Nebenwirkungen. Diese lassen sich unter fachkundiger Behandlung verringern. Medizinisch bedrohliche Nebenwirkungen sind bei regelmäßiger ärztlicher Überwachung sehr selten. Leichtere Nebenwirkungen sind häufiger (z.B. Müdigkeit, Mundtrockenheit), können aber bei fortgesetzter Behandlung meist spontan abklingen oder durch Dosiserniedrigung, Gegenmittel oder Umsetzen auf ein besser verträgliches Medikament verringert werden.

Bedenkt man, dass eine schwerere psychische Erkrankung ohne fachgerechte Behandlung eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität mit ernsthaften Komplikationen mit sich bringen kann, sind die Nebenwirkungen der Psychopharmaka als verhältnismäßig gering einzuschätzen. In den letzten Jahren wurden zudem einige neue Psychopharmaka entwickelt, die noch besser verträglich sind und die ich, wenn immer möglich, bevorzuge.